Es ist 7.45 Uhr mein Wecker klingelt. Zur Feier des Tages lassen wir uns das Frühstück heute erst um 8.30 Uhr schmecken.
Heute ist der letzte Tag unseres Urlaubs. Sowohl Peter als auch ich selbst sind verschnupft. Die letzten Tage waren einfach zu kühl. Zumindest abends. Außerdem hatte gefühlt so ziemlich jeder Ägypter in unserer Nähe eine Schniefnase. Peter plagt bereits das komplette Paket an Erkältungssymptomen. Ich habe momentan nur mit Halsschmerzen zu kämpfen. Allerdings merke ich schon, da wird noch mehr kommen.
Unser erstes Ziel an unserem letzten Tag in Kairo ist der Tahiri Platz. Der Tahrir-Platz ist ein bedeutender Innenstadtplatz der ägyptischen Hauptstadt in der Nähe des rechten Nil-Ufers. Der Platz besteht vor allem aus einem drei- bis fünfspurigen Kreisverkehr mit begrünter Mittelinsel. In unmittelbarer Nähe liegen zahlreiche wichtige staatliche Verwaltungsgebäude sowie einige bekannte Sehenswürdigkeiten und Hotels der Stadt. So ist das ägyptische Museum nur einige Schritte entfernt. Der Tahrir-Platz wurde wiederholt zum Ort von Kundgebungen und Protesten. Gerade beim Sturz des früheren Staatspräsidenten Husni Mubaraks im Jahr 2011 war der Tahrir-Platz Zentrum der regimekritischen Bewegung. Der Platz ist deshalb zum Symbol der ägyptischen Revolution geworden.
Für schlendern noch ein wenig durch die Straßen und gönnen uns einem Kiosk ein abgepaktes Eis. Für 2 Eis bezahlen wir nicht einmal 1 EUR. In Deutschland hätten wir mindestens das 3 fache bezahlt. Nach dem Eis steigt der Appetit auf einen richtig guten Kaffee. Ich werfe ein, dass der Kaffee am Kairo Tower ausgezeichnet war und förmlich nach Wiederholung schreit. So machen wir uns zu Fuß auf den Weg und können etwa 20 Minuten später unseren Kaffee genießen.
Das letzte Ziel unseres Tages soll der al-Azhar-Park sein. Der Park ist eine im Jahr 2005 auf 30 Hektar angelegte öffentliche Gartenanlage in Kairo. Bei der Anlage des Parks wurden Stadtmauern aus der Zeit der Ayyubiden gefunden, die Saladin im 12. Jahrhundert hatte erbauen lassen. Die Mauern wurden restauriert und in den Garten integriert. Die Gartenanlage ist wunderschön, ganz anders als das Kairo was man sonst zu Gesicht bekommt. Alles ist ordentlich, kein Dreck, alles ist bestens gepflegt. Man kann kaum glauben, dass sich an der Stelle, wo sich nun der al-Azhar-Park befindet, eine Mülldeponie, die sich in 500 Jahren aufgetürmt hatte, befand. Darauf deutet rein gar nichts mehr hin.
Allerdings sind es nur etwa 10 Minuten Fußweg bis zu regelrechten Slums in Kairo. Wir wollten eigentlich nur Bilder von einigen alten Gebäude machen, die wir auf der Fahrt zum al-Azhar-Park gesehen haben. Diese alten Gebäude entpuppen sich als ein völlig heruntergekommener teilweise verlassener Stadtteil Kairo. Die Gebäude müssen vor einigen Jahren teilweise toll ausgesehen haben. Nun ist alles heruntergekommen. Die Gebäude hat man einfach verfallen lassen. Die Gründe dafür kenne ich zunächst nicht. Einige Tage nach unserem Urlaub berichtet mir Peter, dass er herausgefunden hat, dass es sich bei diesen „Slums“ teilweise um die Nekropole Ägyptens handelt. Als „Stadt der Toten“ oder Nekropole Kairos werden zwei ausgedehnte von etwa 300.000 Menschen bewohnte Friedhofsbezirke am Ostrand Kairos bezeichnet. Die heute von einem dichten Wege- und Straßennetz durchzogene Stadt der Toten birgt neben einfachen Grabanlagen und Wohnhäusern auch eine Vielzahl historisch höchst bedeutsamer Bauten aus fast allen Epochen der islamischen Geschichte Ägyptens.
Bei unserem Spaziergang durch diesen Teil der Stadt sehen wir einen Sarg in einem Haus durch ein Fenster. Wir können diesen Eindruck ohne diese Kenntnisse gar nicht einordnen. Wir laufen weiter durch diesen Stadtteil. Man hat das Gefühl, dass hier eine Atombombe eingeschlagen ist und das man hin und wieder ein paar Überlebende in Ruinen sieht. Wir laufen weiter und kommen an Bahnschienen heran. Die trennen quasi einen bewohnten Teil der Stadt vom verlassenen Teil. Was wir hier sehen, ist einfach nur schrecklich. Die Menschen leben teilweise an den Bahnschienen und in ihrem eigenen Müll. Immer wieder sehe ich Leute, die Müllsäcke ins freie werfen. Andere Leute durchwühlen diesen Müll um vielleicht noch etwas Essbares zu finden. Ich hätte niemals gedacht, dass in Ägypten solche Zustände herrschen. Es ist einfach nur erschreckend wenn man sieht wie Menschen in ihrem eigenen Dreck leben und eine Wohnsiedlung zur Mülldeponie verkommt.
Wir haben es an diesem Abend ziemlich schwer einen Taxifahrer zu finden, der uns zurück zum Hotel bringt. Einige Anläufe scheitern daran, dass wir uns nicht verständigen können. Die meisten Taxifahrer sprechen kein Englisch. Wir zeigen zwar stets unser Hotel auf dem Handy in Google Maps. Das hilft aber nichts, die meisten Taxifahrer kennen sich eh kaum in Kairo aus und der Fahrgast muss den Weg ansagen. Mit dem Navi im Handy weisen wir auch diesmal dem Taxifahrer den Weg zurück ins Hotel. Einige Staus und 60 Minuten später trudeln wir wieder im Hotel ein.
Um 19 Uhr gibt es Abendbrot und danach schon unser allabendliches Bier. Heute allerdings alles etwas zeitlich gestrafft. Schließlich werden wir morgen schon um 6.30 Uhr zum Flughafen gebracht. So liege ich schon um 22.00 Uhr im Bett.