6. Mai 2016
Um 7 Uhr klingelt unser Wecker. Heute stehen wir etwas früher auf, wir treten unseren vom Hotelmanager versprochenen Ausflug nach Stone Town an. Um 7.30 Uhr gehen wir frühstücken. Oh nein,……Michael´s Magen- und Darmtrakt machen ihm Probleme. Das ist doch nicht zu glauben, doch nicht heute, wir wollen doch gleich los fahren. Der Ausflug steht für Michael auf der Kippe. Er muss so dringend zur Toilette. Gut, dass wir immer auf solche Fälle bzw. Durchfälle vorbereitet sind. Die Tablette zeigt schnell ihre Wirkung, denn um 8 Uhr geht es mit dem Bus nach Stone Town. In der Hauptstadt leben ca. 206000 Einwohner. Sie sind fast alle Muslime. Die sansibarische Kultur ist stark beeinflusst durch arabische, indische und andere asiatische Einflüsse. Mit dem Kolonialismus wurden auch westliche Elemente in die Kultur aufgenommen. Mit dem Bus fahren wir durch das Randgebiet von Sansibar Stadt. Hier herrscht ein wildes Treiben auf dem langgezogenen Markt. Ich habe gerade das dringende Bedürfnis mich unters Volk mischen zu wollen. Ich glaube, Michael geht es nicht anders. Der Markt zieht sich endlos an der Straße entlang. Ich klebe quasi an der Fensterscheibe. Mich fasziniert das Treiben auf der Straße. Eigentlich habe ich jetzt nicht so richtig Lust auf Sightseeing. Ich will jetzt hier raus!!! Wir erreichen den vereinbarten Treffpunkt in Stone Town und werden von zwei deutschsprachigen Guides erwartet. Da wir doch eine recht große Gruppe sind, werden wir in zwei kleinere eingeteilt. Unser junger gutaussehender Guide ist der Sebastian. Sebastian spricht wirklich gutes deutsch. Das hat er sich selbst beigebracht, so hat er es uns erzählt. Natürlich bringt er hier und da ein paar Worte durcheinander, aber das sei ihm verziehen. Selbst wir beherrschen die deutsche Sprache nicht in Perfektion. Mit Sebastian stehen wir vor der Christ Church Cathedral. Seine Frage, ob wir uns die Kathedrale ansehen möchten, verneint die Gruppe. Schade eigentlich…..ich hätte sie mir gern angesehen, aber ich muss mich der Mehrheit anschließen. Direkt neben der Kathedrale befindet sich ein Monument, das an die Gräultaten der Weißen in der Zeit des Sklavenhandels erinnert. Die Ketten, die die Skulpturen um den Hals tragen, sind Originale! Wir werden zu einem Fisch- und Fleischmarkt geführt. Auch hier werden wir wieder gefragt, ob wir uns das ansehen möchten. Natürlich wollen wir das, deshalb sind wir doch hier. Beim Betreten des Marktes reicht mir ein Händler frisches Pfefferminzblatt. Das ist wirklich super nett. Falls der Geruch unerträglich ist, kann ich mir dieses Blatt unter die Nase halten. Den Geruch von frischem toten Fleisch finde ich nicht so schlimm (in Kambodscha war es bei weitem viel viel schlimmer). Es ist für uns Europäer befremdlich soviel Blut und soviel Fleisch auf einmal zu sehen. Es liegen Beine, Köpfe eigentlich alles von den Tieren bereit zum Kaufen. Sebastian erzählt mir, dass tatsächlich alles vom Tier verarbeitet wird. Selbst der Pansen wird von den Einheimischen gegessen. Er guckt mich ganz ungläubig an, als ich ihm erzähle, dass die Hunde bei uns den Pansen zu fressen bekommen. Ungläubig schüttelt er den Kopf. Weiter geht es zum Gewürzmarkt und zum Schluss der Obst- und Gemüsemarkt. Wir werden weiter durch enge und verwinkelte Gassen geführt. Es ist unmöglich ohne Führung und ohne Navi sich hier zurecht zu finden. Unterwegs kommen immer wieder fliegende Händler an uns vorbei. Wir interessieren uns für ein Sportshirt, das für Max sein soll. Der Händler möchte gern 15 $ von uns haben. Aber doch nicht mit uns. Mit einigem Hin und Her haben wir ihn auf 7 $ heruntergehandelt….geht doch. Wir stehen vor einem Hotel. Sebastian führt uns durch dieses Hotel hinauf zur Dachterasse. Wir sind total geflasht. Wir haben einen 360° Blick über Stown Town. Hier verweilen wir eine kurze Zeit und genießen unsere eisgekühlte Cola. Wir erfahren, dass schon einige Berühmtheiten hier übernachtet haben unter anderem Bill Clinton. Nach der kleinen Pause werden wir weiter durch die engen und verwinkelten Gassen geführt. Wir stehen jetzt vor einem völlig überteuerten Souvenirshop. Hier werden die Touris ordentlich über den Tisch gezogen. In einem Shop, der etwas weiter entfernt ist , kaufen wir ein Kleid für Mara. Ursprünglich möchte der Händler 12 $ dafür haben, wir bezahlen aber nur 6 $. Nach dem alle ihre Einkäufe erledigt haben, geht es weiter. Es hat sich ein Einheimischer unserer Gruppe angeschlossen. Er begleitet uns auf Schritt und Tritt. Er steht auf einmal neben mir und ich schaue ihn an. Seine Augen sind völlig Blut unterlaufen. Die haben einen ganz starren Blick. Ich habe das Gefühl, dass er eine geistige Behinderung hat oder er ist auf Drogen. Dieser Mann geht jetzt vor uns. Er hat eine ganz eigenartige Figur. Der Oberkörper ist so groß und die Beine so kurz. Die Arme sind so lang, er kann sich tatsächlich mit den Fingern in den Kniekehlen kratzen. Und die Hände….die sind so riesig, wie Pranken. Seine Füße ähneln einem Hobbit, so groß und so behaart. Dieser Mann besteht einfach nur aus Muskeln. Der Einheimische weicht uns nicht von der Seite. Sebastian erklärt uns, dass man das Wohnhaus eines Sklavenhändlers an der Form der Tür und an der Verzierung erkennen kann. Ich könnte Ewigkeiten seine Erklärungen lauschen doch ich bin total abgelenkt von unserer neuen Begleitperson. Ich frage mich die ganze Zeit, was er von uns will. Michael und ich lassen uns ein Stück von der Reisegruppe zurückfallen und beobachten den merkwürdig aussehenden Mann von hinten. Er läuft in Schlangenlinien durch die Gruppe und stößt links und rechts an einige Mitreisende. Jetzt wissen wir es………wir haben es endlich mitbekommen wer oder was sein Ziel ist. In unserer Gruppen ist eine junge, etwas korpulente, blonde Frau. Sie ist sein Ziel. Unser hartnäckiger Begleiter lässt sie nicht mehr aus den Augen. Sobald sich ein anderer Mitreisender sich zwischen ihm und der jungen Frau gedrängelt hat, wir der Mitreisende beiseite geschubst. Nun wird es aber unheimlich und die arme Frau bekommt es mit der Angst zu tun. Sie versteckt ihr schönes blondes Haar unter ein Kopftuch. Es hilft ihr aber nicht. Sie fühlt sich wahnsinnig bedrängt. Wir bitten Sebastian , den Bus kommen zu lassen. Er versucht sein Bestes. Während dessen stehen wir alle im Kreis um die blonde Frau, damit dieser Verrückte sie nicht mehr bedrängen kann. Der versucht natürlich sie immer Blick zu haben. Er läuft sogar durch unseren Kreis. Er ist total vernarrt. Sebastian bietet ihm Geld, dass er verschwindet. Er will es nicht. Er will die blonde Frau. Wir gehen dem Bus ein Stück entgegen. Er ist jetzt schon in Sichtweite. Die andere Gruppe hat schon im Bus Platz gefunden. Ich habe zu der jungen Frau gesagt, dass sie als erstes in den Bus steigen soll und alle anderen kommen dann danach. Sie steigt in den Bus uns auf einmal werde ich am Bus von dem Verrückten beiseite gedrängelt. Michael zieht dem Typen am Arm zurück, doch der wehrt sich. Michael kann nichts ausrichten. Der will in den Bus, unbedingt. Ein Mitreisender springt dem Verrückten von hinten in den Rücken und wendet einen Würgegriff an. Erst als noch zwei weitere Männer ihn zurückziehen fällt der Einheimische zu Boden. Wir sehen zu, dass wir schnell in den Bus kommen. Der zu Boden gefallene steht schnell auf spring den Bus an, hängt sich an den Außenspiegel und klopft wie ein Wahnsinniger an die Fensterscheiben. Oh man……mein Herz rast, mir schlackern die Knie und ich frage mich gerade, ob das alles ein Traum ist, in dem ich mich gerade befinde. Der Rest der Reisegruppe, die schon im Bus auf uns wartete, reagiert ganz geschockt auf diesen Vorfall. Zu einem späteren Zeitpunkt haben wir herausgefunden, dass dieser verrückte Einheimische Drogen genommen hatte. So langsam beruhigen sich die Gemüter. Natürlich wird diese Geschichte uns noch sehr lange begleiten. Auch heute noch, mit einiger Zeit Abstand zu dieser Geschichte, kann ich mich an jedes Detail erinnern, an die Körperstatue, an den Blick, an die Hände, an die Wasserperlen auf der Haut des Mannes, an die Blicke der Einheimischen als sie ihn sahen……… . Wir fahren mit dem Bus zurück zum Hotel. Pünktlich um 14.30 Uhr stehen wir vor dem hoteleigenen Restaurant. Die Mitarbeiter haben extra auf uns gewartet. So können wir noch alle eine Kleinigkeit essen. Aber richtigen Hunger hat niemand. Um 15 Uhr habe ich einen Termin für eine Massage. Nach der ganzen Aufregung brauche ich dringend eine Entspannung. Oh man, ist die Massage super. Diese Frau hat Zauberhände. Noch nie habe ich so eine Massage genossen. Ich merke wie mein Körper und Geist komplett herunterfährt. Ich hätte stundenlang dort verweilen können. Nach diesem super schönen Entspannungstrip gehen wir noch ein bisschen am Strand spazieren. Diese Landschaft ist einfach atemberaubend. Um 19.30 Uhr knurren unsere Mägen, es ist Zeit zum Abendessen. Wir sind vom heutigen Tag so erschöpft, dass uns die Augen um 21.30 Uhr zufallen.